Bahn frei für den neuen «Papierigleisweg» in Cham – ein nachhaltiges Pionierprojekt

Der neue Fuss- und Radweg auf und entlang dem ehemaligen Papierigleis in Cham wurde am Dienstag, 14. Dezember 2021, der Öffentlichkeit übergeben. Mit der Schaffung einer sicheren Verbindung für den Langsamverkehr wurde auch die Natur am Wegrand ökologisch aufgewertet. Die neue Ladestation für Elektrovelos wird von Solarzellen aus rezykliertem Kunststoff gespiesen, welche – erstmals in der Schweiz – in die Fahrbahn integriert sind.

Nach mehrmonatiger Bauzeit steht den Fussgängerinnen und Fussgängern und allen, die das Velo be- vorzugen, die neue Wegverbindung in Cham zwischen der Papieri und der Nestléstrasse zur Verfügung. Eine Kombination von asphaltierter und chaussierter Oberfläche bindet die historische Gleisanlage sorgfältig ein und behält so den historischen Schienenweg auch in seiner Funktion für den Langsamverkehr präsent. «Es ist uns eine grosse Freude, den sorgfältig und nachhaltig gestalteten Papierigleisweg offiziell der Öffentlichkeit zu übergeben und damit das Chamer Langsamverkehrsnetz, um einen weiteren attraktiven und sicheren Weg zu erweitern», freute sich Gemeinderat Drin Alaj, Vorsteher Verkehr und Sicherheit.

Historische Anlage bleibt sichtbar
Vor rund hundert Jahren wurde das Fundament für den neuen Papierigleisweg gelegt und gebaut. 1920 erhielt die einstige Papierfabrik Cham einen direkten Gleisanschluss, auf dem die fabrikeigene Bahn Material transportierte. Ein Jahrhundert später erinnern noch die alten Gleise, einzelne Be- triebselemente und − im Untergrund verborgen − das hundertjährige Schotterbett, das nun als Fundation für den neuen Weg Bestand hat, an das einstige Bahntrassee. Ab jetzt heisst es «Papierigleis frei!» für alle, die zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind − aber auch für die Natur. «Ihr wurde mit standortgerechten Aufwertungsmassnahmen für Flora und Fauna entlang des ganzen Weges Rechnung getragen», erklärt der Projektleiter Verkehr, Antonio Milone. Stellenweise steht Totholz als Lebensraum für Insekten und andere Tiere wie den Igel zur Verfügung. Überdies wurde der Lebens- raum für viele Wildbienenarten entlang des Industriegleises erhalten und mit geeigneten Massnahmen ergänzt. Im Rahmen eines Naturprojekts wurden von Schulklassen des Schulhauses Städtli einheimische Pflanzen gesetzt unter fachkundiger Anleitung des Werkhofs Cham. «Diese Aktion fördert gleichzeitig die Natur und die Umweltbildung», so Antonio Milone.

Innovative Solartechnik für Elektrovelos
Eine E-Bike-Ladestation im Bereich Neudorf ergänzt zudem den Bezug zum einstigen Papieribähnli, das damals – da elektrisch betrieben − auch auf aufgeladene Akkumulatoren angewiesen war. Den Strom erzeugen heute allerdings Solarzellen aus rezykliertem Kunststoff, die in die Fahrbahn eingelegt sind und die Ladestation direkt speisen. Der überschüssige Strom wird entweder in eine Batterie, über welche die E-Bikes auch an bewölkten Tagen geladen werden können, oder in das Netz des Schulhauses Städtli II eingespiesen. Das einzigartige Pilotprojekt wird vom Bundesamt für Energie (BFE) unterstützt und subventioniert. «Schweizweit ist es die erste Anlage dieser Art», sagt Gemeinderat Drin Alaj. «Die Einwohnergemeinde Cham möchte mit dieser kleinen Anlage Erfahrungen sam- meln, ob sich Solaranlagen auf Fahrbahnen bezüglich Stromgewinnung, Betrieb und Unterhalt bewähren.» Damit verbindet der Papierigleisweg mit dem Erhalt der historischen Gleisanlagen die Vergangenheit mit der Zukunft, wenn vielleicht Fahrbahnen aus Solarzellen gebaut werden. Auch beim Asphaltbelag beschreitet die Gemeinde Cham neue Wege und hat bewusst einen Belag mit einem sehr hohen Anteil an Recycling-Material gewählt.

Gemeinderat Drin Alaj (links) und Projektleiter Antonio Milone bei der mit Solarzellen betriebenen Ladestation am Papierigleisweg in Cham.

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